Über den Dächern der Quedlinburger Fachwerkhäuser erstreckt sich heute noch weithin sichtbar das Schlossbergensemble, bestehend aus der Stiftskirche St. Servatii und dem Schlossmuseum. Zusammen mit St. Wiperti im Tal bildete dies einst den ursprünglichen Besiedlungskern. Die gebräuchlichen Bezeichnungen „Schloss-“, „Stifts-“ und „Burgberg“ verweisen auf die bau- und bedeutungsgeschichtliche Entwicklung. In der Zeit König Heinrichs I. wurde eine Pfalz bestehend aus Wohngebäude und Kirche (Schlossberg) sowie eines Wirtschaftshofes (St. Wiperti) errichtet. Nach seinem Tod erfolgte am 13. September 936 durch seinen Sohn Otto den Großen die Gründung eines Damenstifts für die Memorialpflege der ottonischen Familie. Die Einsetzung und Leitung der geistlichen Frauengemeinschaft übernahm Heinrichs Gemahlin, die Königinwitwe Mathilde, bis zu ihrem Tod 968. Ihre gleichnamige Enkelin wurde 966 die erste Äbtissin der geistlichen Frauengemeinschaft. Das freiweltliche, unmittelbare Damenstift Quedlinburg war in den ersten Jahrhunderten seines Bestehens politisches und kulturelles Zentrum des Ostfränkischen Reiches. 69 Herrscheraufenthalte sind belegt, unter anderem feierten die Könige und Kaiser hier das Osterfest. Mit der Frühen Neuzeit kam es zu einem politischen, wirtschaftlichen sowie kulturellen Bedeutungsverlust des Stifts. Jedoch bekleideten weiterhin Frauen aus dem höchsten Adel die Ämter der Äbtissin und Pröbstin (Aurora von Königsmarck, Anna Amalie von Preußen, Sophie Albertine von Schweden). Die Stiftsgebäude erfuhren im Verlauf der Zeit verschiedene Um- und Ausbauten. Mit der Säkularisierung gingen nach der Stiftsauflösung 1803 die Gebäude in den preußischen Besitz über. Während der kurzen Zeit der Fremdherrschaft (1807 – 1813) durch Jérôme Bonaparte (Bruder von Napoleon Bonaparte) wurde das gesamte Inventar versteigert.

Heute präsentieren sich die ehemaligen Stiftsgebäude als Renaissanceschloss aus dem 15. / 16. Jahrhundert. Seit 1928 befinden sich diese im Besitz der Stadt, welche im Nordflügel ein Museum einrichtete. Eröffnet wurde das Schlossmuseum am 8. Mai 1929 und beherbergt heute verschiedene thematische Ausstellungen zur Regionalgeschichte:

  • Ur- und Frühgeschichte
  • frühmittelalterliche Besiedlung
  • Entwicklung des Burgberges von der Pfalz bis zum Damenstift (Ottonenkeller)
  • wichtige Aspekte der Stadtgeschichte (Raubgrafenkasten, Quedlinburger Balliste)
  • die adelige Wohnkultur des 17. und 18. Jahrhunderts (Wohn- und Repräsentationsräume der Äbtissinnen)
  • die Bedeutung des Stiftsberges im Zweiten Weltkrieg

 

Das Museum ist derzeit wegen Bau und umfassender Modernisierungsmaßnahmen geschlossen. In den Gebäuden auf dem Stiftsberg entsteht ein neues museales Highlight, das den Quedlinburger Stiftsberg als kulturellen Gedächtnisort der Landesgeschichte Sachsen-Anhalts und als identitätsstiftendendes Zentrum der Welterbestadt Quedlinburg positioniert. Die separate Wahrnehmung der Bauten auf dem Stiftsberg als Kloster, als Schloss und als Kirche mit Domschatz soll in die Wahrnehmung des authentischen Ensembles als historisch zusammengehörige, miteinander verwachsene Struktur von höchster historischer Bedeutung gewandelt werden. Die neue Dauerausstellung wird die Stifts- und Stadtgeschichte präsentieren und in einem barrierearmen Rundgang einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen.

 

Kontakt

Internet: Schlossmuseum – Welterbestadt Quedlinburg (quedlinburg-info.de) und Unser Welterbe macht sich schön für Sie! :: Stiftsberg Quedlinburg (stiftsberg-quedlinburg.de) 

Mail-Adresse: museen@quedlinburg.de

Telefon: 0 39 46 – 905 681

(Bild zur Verfügung gestellten von den Museen Quedlinburg)